Fliegenlarven werden immer öfter zur Wundbehandlung eingesetzt. Sie beschleunigen den Heilungsprozess und bekampfen multiresistente Keime.

Multiresistente Keime, wie etwa der MRSA sorgen in vielen Krankenhäusern für Probleme. Aus diesem Grunde erlebt in den letzten Jahren ein uralter Antibiotika-Ersatz eine echte Renaissance: Lebende Fliegenlarven, die auf offenen Wunden und totes menschliches Gewebe gelegt werden. Warum macht man dies? Zur Heilung! Fliegenlarven können Wunden heilen, und zwar solche, die nur schwer oder gar nicht mehr behandelbar sind.

Zahlreiche Studien belegen, dass die Larventherapie eine gute Behandlungsoption für viele schlecht heilende und infizierte Wunden ist – wie etwa diabetische Fußwunden, Druckgeschwüre, Geschwüre an den Beinen, Verbrennungen und Hämatome. Insbesondere bei diabetischen Wunden und Geschwüren an den Beinen haben Studien gezeigt, dass durch den Einsatz von Larven eine schnellere Wundheilung sowie eine verringerte Verschreibungsquote von Antibiotika erreicht werden kann.

Doch wie funktioniert die Therapie mit Fliegenlarven, die auch als Biochirurgie bezeichnet wird? Die Fliegenlarven ernähren sich ausschließlich von abgestorbenem Gewebe. Gesundes Gewebe steht nicht auf ihrem Speiseplan. Das macht sie interessant für die Wundbehandlung.

Dafür werden die Larven, die wegen ihrer Vorliebe für totes Gewebe auch als Nekrophagen bezeichnet werden, steril im Labor aus den Fliegeneiern gezüchtet. Für den therapeutischen Einsatz werden die lebenden Fliegenlarven dann in kleine Beutel, die anTeebeutel erinnern, verpackt.

Der Beutel mit den Fliegenlarven wird für drei bis vier Tage wie ein Pflaster auf die Wunde geklebt. Während sich die Larven über das abgestorbene Gewebe hermachen, sondern sie in der Wunde ein Speichelsekret ab.

Das Sekret enthält ein spezielles Enzym, das das abgestorbene Gewebe, die sogenannte Nekrose, verflüssigt. Diesen Cocktail saugen die Fliegenlarven schließlich wieder auf. Die Wunde heilt auf diese Weise sauber und schneller, als bei einer herkömmlichen Wundheilungsmethode. Zudem wird eine Keimbesiedelung unterdrückt. Das geschieht wie folgt: Während ihres Festmahls scheiden die Fliegenlarven antibakterielle Stoffe und Ammoniak aus. Der pH-Wert wird dadurch angehoben, die Wunde desinfiziert.

Letztlich wirken die abgeschiedenen Substanzen wie ein natürliches Antibiotikum, das sogar den gefürchteten Krankenhauskeim MRSA bekämpft. Die Larventherapie kann zudem gegen viele weitere Keime, die mittlerweile resistent gegen herkömmliche Antibiotika sind, angewendet werden.

Das ist noch nicht alles: Durch eine Behandlung mit Fliegenlarven verbessert sich überdies die Zirkulation in den Kapillaren, Blut- und Lymphgefäßen.

Die Fliegenlarventherapie ist keine neue Behandlungsmethode. Schon vor Jahrtausenden wurden in einigen Kulturen Wunden mit Larven behandelt.

Allerdings geriet die Larventherapie mit der Entdeckung des Penicillins in Vergessenheit. Als sich die ersten Resistenzen gegen Antibiotika Anfang der 1980er Jahre häuften, wurde die Therapie mit Fliegenlarven wiederentdeckt.