Artikel_Gesundheit_Volk_Ruecken

Rückenschmerzen haben in den letzten Jahren in einer Weise zugenommen, dass namhafte Wissenschaftler von einer Rückenschmerz-Epidemie sprechen. Fast jeder Erwachsene mittleren Alters hat schon einmal in seinem Leben an Rückenschmerzen gelitten. 20-30 Prozent der Bundesbürger leiden an Dauerbeschwerden. Die Konsequenz für den Einzelnen reicht von einer schmerzhaften Woche mit Hexenschuss bis hin zu einem oft lebenslangen Leidensweg mit chronischen Beschwerden. Dies bedeutet in allen Fällen eine erhebliche Beeinträchtigung der Lebensqualität.

Die Hauptursache für Rückenbeschwerden ist eine zu schwache Rückenmuskulatur – denn je schwächer die Rückenmuskulatur, umso weniger ist sie in der Lage die Wirbelsäule zu stabilisieren. Bei auftretenden Schmerzen nimmt man automatisch eine Schonhaltung ein. Dadurch wird die Muskulatur noch weniger beansprucht und weiter geschwächt. Verschleißerscheinungen, einseitige Belastungen am Arbeitsplatz, Übergewicht und ein passiver Lebensstil verschärfen die Situation. Bei fast allen Rückenschmerzen besteht ein direkter Zusammenhang mit Defiziten der Rumpfmuskulatur – verbunden mit schwindendem Selbstvertrauen in die eigene Belastbarkeit. „Das macht mein Rücken nicht mehr mit“ ist ein häufiger Gedanke, der den Betroffenen davon abhält, dem Schmerz aktiv entgegen zu treten. Leider führt dies zu noch weniger Bewegung und zunehmender Schmerzproblematik. Konkrete Ursache der Schmerzen gibt es dabei nur selten. So genannte Verschleißerscheinungen, die bei Röntgenuntersuchungen sichtbar werden, können in den meisten Fällen die Schmerzen nicht erklären. Untersuchungen zeigen, dass auch Menschen ohne Rückenschmerz solche Verschleißerscheinungen zeigen. Maßnahmen der klassischen Rückenschule, wie das gerade Sitzen haben sich als untauglich erwiesen. Körperliche Aktivität und gezieltes Training der Rumpfmuskulatur ist die einzige hilfreiche Medizin gegen Rückenschmerzen.

Exakt an diesem Punkt setzte eine wissenschaftliche Studie des Alcedo Spa Fitnessstudios (Adendorf) in Kooperation mit dem sportmedizinischen Institut des Universitätsklinikums Münster an. Die Wirksamkeit von speziellen Bewegungsprogrammen bei Rückenleiden ist zwar bekannt, die genauen Wirkmechanismen waren allerdings noch unzureichend untersucht. So wurden in der Studie zwei unterschiedliche Trainingsprogramme über einen Zeitraum von acht Wochen auf ihre Wirksamkeit bezüglich einer Schmerzreduzierung überprüft und festgestellt, dass eine Kombination aus gezieltem Ausdauer- und Muskeltraining, Haltungsschulung, Entspannungs- sowie Mentaltraining Rückenschmerzen dauerhaft reduziert beziehungsweise beseitigt. Dieser Ansatz ist nicht aus der Luft gegriffen, weiß Dr. Udo Niesten-Dietrich, Rückencoach-Ausbilder des DVGS (Deutscher Verband für Gesundheitssport und Sporttherapie, Köln), sondern hat gesicherte Erfolge aufzuweisen. Niesten-Dietrich verdeutlicht, dass ein wirbelsäulenstabilisierendes Training immer auch ein Ganzkörpertraining darstellt. Das Training isolierter Muskelgruppen reicht nicht aus. Erst das optimale Zusammenspiel von Muskeln gewährleistet einen ökonomischen und für den Alltag effektiven Bewegungsablauf. Diese Effekte werden gerade durch das Trainieren der Tiefenmuskulatur erreicht. Dabei hat sich in der Trainingspraxis die Regel durchgesetzt: Weniger ist oft mehr! Ein Training bis zur vollständigen Ermüdung des Muskels ist dabei nicht angesagt, da das Gelenksystem sehr viel mehr Zeit für die Anpassungen benötigt als die Muskulatur.