Was hat Sport mit Meditation zu tun? Auf den ersten Blick nicht viel. Meditation als regungsloses Sitzen und nach innen gekehrte Aufmerksamkeit scheint das absolute Gegenteil von sportlicher Aktivität zu sein. Doch bei näherer Betrachtung wird klar, dass diese beiden Disziplinen nicht nur etwas miteinander zu tun haben, sondern sich geradezu ergänzen und gegenseitig unterstützen und fördern. Yoga beispielsweise integriert Elemente aus beiden Disziplinen!

Meditation bedeutet, in sich hinein zu schauen, die eigene Seelenwelt zu erforschen, Frieden, Harmonie und Freude in sich zu entdecken. Die Kunst des Meditierens ist im öslichen Kulturkreis am weitesten entwickelt. Jahrhundertelang wurde diesem Blick nach innen so viel Gewicht beigemessen, dass das äußere Leben unwichtig erschien. Erst in diesem Jahrhundert hat sich die Meditation von dieser Isolation gelöst und ist mit einem aktiven äußeren Leben wieder vereinbar geworden.

Heute wird die Verbindung zwischen Sport und Meditation als eine Schulung des ganzen Menschen betrachtet. Es ist nicht nur wichtig, ein seelisches Gleichgewicht zu finden, sondern man möchte diese inneren Werte auch in die Außenwelt bringen und im Leben verwirklichen. Freude zum Beispiel soll man nicht nur für sich selbst finden, sondern auch anderen weitergeben können. Die Vermittlung solcher seelischer Werte kann in der künstlerischen Betätigung, in der Arbeit und natürlich auch beim Sport erfolgen. Dabei ist gerade der Sport ein Mittel, diese Charaktereigenschaften überhaupt erst zu entwickeln.

Ein ernsthafter Sportler trainiert nicht nur Körper und Kreislauf, sondern immer auch seinen Charakter. Jedes Training erfordert Disziplin: Aufstehen am frühen Morgen, trainieren abends in der Freizeit, Einschränken von Alkohol und Zigarettenkonsum oder das Einhalten eines Trainingsplanes sind Beispiele, an die Sportler sich gewöhnen müssen. Diese Selbstüberwindung zeigt sich auch im Sport selbst: Die körperliche Ausdauer wird entsprechend vom inneren Durchhaltewillen mit beeinflusst. Ausdauer und Geduld sind wichtige physische und spiritueller Eigenschaften, die ein Sportler ausbilden muss. Je höher man sich das Ziel steckt, desto länger muss man sich darauf vorbereiten. Ein großes sportliches Ziel erreicht man nicht von heute auf morgen. Der Sport wird manchmal auch zum Kampf. Dieser Kampf muss sich aber nicht gegen andere richten. In vielen Sportarten hat der Athlet vor allem mit sich selbst am meisten zu kämpfen. Der Gegner wird zum Weggefährten und Kameraden auf dem Weg zu einem gemeinsamen Ziel hin. Eigenschaften wie Disziplin, Geduld Ausdauer und Zielstrebigkeit werden durch den Sport ausgebildet und sind charakterliche Voraussetzungen eines guten Athleten. Genau die selben Eigenschaften spielen aber auch bei der Meditation eine entscheidende Rolle. Disziplin in Form täglicher Übung steht auch hier am Anfang. Wer meditieren lernen möchte, muss die Fähigkeit ausbilden, nach innen zu hören und zu lauschen, die innere Stimme zu spüren und ihr dann zu folgen. Diese Fähigkeit muss wie ein Muskel trainiert werden. Sie wächst nur langsam heran. Geduld und Ausdauer sind auch hier notwendig. Genau wie beim Sport spielen also auch beim Meditieren Ausdauer, Zielstrebigkeit, Disziplin und Selbstüberwindung eine zentrale Rolle. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Meditation als inneres Laufen bezeichnet wird. Die große Gemeinsamkeit von Sport und Meditation ist also das charakterbildende Element. Immer mehr Meditierende entdecken den Sport als Hilfe auf dem Weg zu sich selbst – und Sportler die Meditation als Unterstützung bei der Umsetzung ihrer sportlichen Ziele. Hat der Sportler diese Erkenntnis gewonnen, kann er durch regelmäßige Meditation zwei Resultate erreichen:

1. Durch die Meditation verbessert er seine sportlichen Leistungen, indem diese ihn zu einer optimalen Koordination von Psyche und Körper führt. Psychologische Betreuung und autogenes Training (eine Vorstufe der Meditation) spielen schon heute eine herausragende Rolle im Leistungssport. Der heutige Spitzensportler muss nicht nur seinen Körper, sondern auch seine Psyche auf diese Weise optimal trainieren, um seine maximale Leistungsfähigkeit abrufen zu können und ganz vorne dabei zu sein.

2. Meditation hilft, die sportliche Aktivität sinnvoll ins Leben zu integrieren. Dazu wird sie auch im Sport selbst die „sportliche Haltung“ fördern. Es wird wichtiger sein, sein Bestes zu geben und sich selbst zu überbieten, als den anderen zu besiegen. Die Wichtigkeit von Sieg und Niederlage wird relativiert. Meditation macht gleichzeitig den Menschen menschlicher und den Sport sportlicher. Ob nun jemand meditiert, um im Sport erfolgreicher zu sein oder Sport betreibt, um besser meditieren zu können – Sport und Meditation stellen in jedem Fall eine fruchtbare Symbiose dar um Körper, Geist und Seele in Einklang zu bringen!